Baumwissen
Woran erkennen Sie fachgerecht durchgeführte Baumpflegearbeiten bzw. Baumpflegefachfirmen?
Zunehmend mehr prägen verschnittene bzw. nicht fachgerecht beschnittene (Groß-) Bäume im öffentlichen Raum das Stadt- und Landschaftsbild. So sind z.B. sinnlos durchgeführte Starkastschnitte im unteren Kronendrittel oder aber auch viel zu stark gekappte Bäume (>25% der ursprünglichen Baumkrone) sehr häufig im Stadtbild oder Straßenbegleitgrün (Alleen, etc.) wahrzunehmen. Hinzu kommen falsche Schnitttechniken, bei denen z.T. ganze Astkollektive am Astring willkürlich entnommen werden, sowie viel zu große Schnittstellen, die den Baum nachhaltig beeinträchtigen und irreversibel schädigen. Dies ist ein Ergebnis mangelnder Fachkenntnis oder nicht geeigneter Zugangstechnik zum bzw. im Baum.
Baumpflegefachfirmen beziehen sich in der Regel bei der Angebotsunterbreitung auf die ZTV-Baumpflege, einem technisch-wissenschaftlichen Regelwerk , welches von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. (FLL) herausgegeben, aktualisiert und als Richtlinie in der Baumpflege herangezogen wird. Wir verstehen uns als Baumpflegefachfirma und arbeiten in Anlehnung an die ZTV-Baumpflege. Das heißt auch, dass wir keine Baumverstümmelungsmaßnahmen, wie leider vielerorts zunehmend, vornehmen. Warum wir solch radikale Rückschnitte nicht empfehlen und durchführen, erfahren Sie im nächsten Beitrag.
Was passiert nach radikalen Baumkappungen bzw. nicht fachgerecht durchgeführten Baumpflegemaßnahmen in den Folgejahren?
Ist ein Baum erst einmal falsch bzw. nicht fachgerecht geschnitten worden, so ist der nachhaltige Fortbestand gefährdet und sein Habitus und natürliches Erscheinungsbild irreversibel zerstört. So bilden sich nach zu starken, willkürlichen Kroneneinkürzungen vermehrt Neutriebe, die unkontrolliert und nicht zielgerichtet wachsen. Bäume versuchen nach solchen Maßnahmen das verlorengegangene Blattwerk möglichst schnell wieder aufzusetzen; schließlich dient das Blattwerk als „Motor“ für den Baum, in Form der dort ablaufenden Fotosynthese und anderer Stoffwechselvorgänge. Exorbitanter Längenzuwachs ist dann die Folge und der ursprünglich unbeschnittene Baum ist nach einer radikalen Schnittmaßnahme schnell wieder an seiner Ausgangshöhe angekommen.
Des Weiteren sind bei zu starken Einkürzungsmaßnahmen auch die Schnittstellen am Baum zu groß, welche der Baum in den Folgejahren nicht überwallen kann. So kommt es, dass der Holzkörper an der Schnittstelle über viele Jahre, z. T. auch Jahrzehnte frei liegt und sukzessive von Pilzen und Sekundärschädlingen wie z.B. Insekten befallen und somit häufig in seiner Stand- und Bruchsicherheit beeinträchtigt sein wird. Bei fachgerecht durchgeführten Baumpflegemaßnahmen sind die natürlichen Wundheilungsreaktionen in der Regel deutlich effektiver, da bei sanfteren Schnittmaßnahmen auch nur dezente Holzkörperfreilegungen erfolgen und der Baum diese in viel kürzerer Zeit wieder mit frischen Gewebeschichten vor Schaderregern abschotten kann. Der Holzkörper und somit auch die Stand- und Bruchsicherheit werden somit nicht nachhaltig durch menschliches Handeln in Form falscher Schnittmaßnahmen beeinträchtigt. Die natürliche Erscheinungsform des Baumes bleibt erhalten.
Es folgen in Kürze Beiträge zu nachstehenden Themen:
-Verkehrssicherheit – eine rechtliche Übersicht
-Wundbehandlung an Bäumen – Stand der Wissenschaft